Sie sind seit Jahren dabei.
Zuverlässig, loyal, unauffällig.
Sie halten den Laden am Laufen – ohne laut zu sein, ohne ständig Neues zu fordern. Und genau deshalb geraten sie oft aus dem Blickfeld.

Während neue Mitarbeitende mit Begeisterung begrüßt, gefeiert und gefördert werden, rutschen die „alten Hasen“ in die zweite Reihe.
Das Ergebnis: leise Frustration, schwindende Motivation – und irgendwann vielleicht die Kündigung.


Warum erfahrene Mitarbeitende oft übersehen werden

  1. Routine wird zur Selbstverständlichkeit
    Was immer gut läuft, wird selten thematisiert. Wer zuverlässig ist, bekommt weniger Aufmerksamkeit als der, der (noch) auffällt.

  2. Neu ist interessanter als bewährt
    Frische Gesichter bringen Energie und Ideen – das ist gut. Aber wenn das Alte dafür an Wert verliert, entsteht Ungleichgewicht.

  3. Führung im „Feuerwehrmodus“
    In vielen Teams bleibt keine Zeit für bewusste Anerkennung. Führung konzentriert sich auf Probleme – nicht auf das, was stabil trägt.

  4. Fehlende Transparenz bei Entwicklung und Gehalt
    Neueinstellungen werden oft nach Marktwert bezahlt, während langjährige Mitarbeitende mit alten Strukturen leben müssen. Das wirkt ungerecht – und ist es oft auch.


Die Folgen für das Team

  • Unmut statt Zusammenhalt: Wenn Erfahrung nicht gesehen wird, entsteht stille Konkurrenz.

  • Leistungsabfall: Wer sich nicht wertgeschätzt fühlt, reduziert oft (unbewusst) Engagement.

  • Verlust von Know-how: Die Stillen gehen – und mit ihnen das, was das Unternehmen eigentlich trägt.

Wertschätzung ist kein „Nice-to-have“. Sie ist eine Frage von Respekt und Zukunftsfähigkeit.


Was gute Führung tun kann

1. Sichtbarkeit schaffen

Mach Leistung sichtbar – nicht nur die laute, sondern auch die verlässliche.
👉 Beispiel: Starte Meetings gelegentlich mit einem „Wertschätzungs-Rückblick“:
„Was hat in letzter Zeit gut funktioniert – und wem verdanken wir das?“
Solche kleinen Routinen verändern die Kultur.

2. Gespräch statt Annahme

Viele Führungskräfte glauben zu wissen, was langjährige Mitarbeitende wollen: „Die sind doch zufrieden.“
Frag nach:

  • „Wie erlebst du deine Rolle aktuell?“

  • „Was wünschst du dir für die nächsten Jahre?“
    Ehrliches Interesse wirkt stärker als jede Prämie.

3. Entwicklung neu denken

Entwicklung ist nicht immer gleich Beförderung.
Vielleicht braucht jemand neue Aufgaben, ein Projekt, eine Schulung oder einfach das Gefühl, wieder gesehen zu werden.
Gute Führung fragt: Wie kann ich dich wachsen lassen, ohne dich zu überfordern?

4. Transparente Gehaltslogik

Wenn Neue mehr verdienen als Erfahrene, muss das erklärt werden – oder angepasst.
Transparenz schafft Vertrauen, Schweigen zerstört es.

5. Kultur der Balance

Neue Mitarbeitende bringen frischen Wind.
Langjährige geben Stabilität.
Gute Teams brauchen beides – und Führung sorgt dafür, dass Wertschätzung in beide Richtungen fließt.


Fazit

Die stillen Leistungsträger sind das Fundament jedes Unternehmens.
Wer sie nicht sieht, verliert mehr als Know-how – er verliert Kultur.

Führung bedeutet, alle mitzunehmen – nicht nur die Lauten oder die Neuen.
Denn Loyalität wächst dort, wo Menschen nicht nur gebraucht, sondern gesehen und gewürdigt werden.