Was ich über Führung lernen durfte – und warum ich heute Frauen begleite, ihren eigenen Führungsstil zu finden

Meine erste Führungsrolle war ein Sprung ins kalte Wasser. Ich war überzeugt, die Position nicht verdient zu haben. Zu wenig Erfahrung, zu wenig Wissen – und zu viel Unsicherheit. Ich wollte alles richtig machen, aber innerlich fühlte ich mich dauernd überfordert. Statt mit Klarheit zu führen, war ich vor allem damit beschäftigt, nicht aufzufallen. Ich funktionierte – aber ich führte nicht wirklich.

In meiner zweiten Führungsrolle wollte ich alles besser machen. Doch diesmal war die Situation besonders schwierig: Plötzlich war ich meinen Kolleginnen und Kollegen vorgesetzt, ohne klare Unterstützung. Ich hatte mehr Verantwortung, aber keine Orientierung. Also griff ich zu dem, was viele tun, wenn sie sich unsicher fühlen: Ich wurde hart. Ich wollte Stärke zeigen – und übersah dabei, dass Härte keinen Respekt schafft. Ich wollte führen, mir wurde aber nicht wirklich gefolgt.

In meiner dritten Führungsrolle änderte sich alles. Ich erinnerte mich an ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry:

„Wenn du ein Schiff bauen willst, beginne nicht damit, Holz zusammenzusuchen, Bretter zu schneiden und die Arbeit zu verteilen, sondern erwecke in den Herzen der Menschen die Sehnsucht nach dem großen und schönen Meer.“

Dieses Mal wollte ich inspirieren statt kontrollieren. Ich führte über Sinn, über das „Warum“ und über Vertrauen. Ich förderte, statt zu fordern. Und plötzlich wuchs das Team über sich hinaus – wir verdoppelten den Umsatz in nur einem Jahr. Ich machte noch immer Fehler – natürlich. Aber sie fühlten sich anders an: menschlich, lernbar, entwickelnd.

Heute weiß ich:
Führung hat weniger mit Wissen und Perfektion zu tun – und mehr mit Selbstkenntnis, Klarheit und Beziehung.
Führung bedeutet, Menschen zu sehen, zu verstehen und zu befähigen.
Und sie beginnt immer bei einem selbst.

Mein Fazit

Aus meinen drei Führungsphasen lassen sich viele Erkenntnisse ziehen – aber drei stechen hervor:

  1. Unsicherheit ist kein Zeichen von Schwäche.
    Sie zeigt, dass du Verantwortung spürst. Entscheidend ist, ob du dich von ihr lähmen lässt oder sie als Antrieb nutzt, dich weiterzuentwickeln.

  2. Kontrolle ersetzt kein Vertrauen.
    Wer führen will, braucht Mut, sich selbst zu zeigen – mit Klarheit und Empathie. Führung bedeutet nicht, immer Recht zu haben, sondern Richtung zu geben.

  3. Führung ist kein Zustand, sondern ein Entwicklungsprozess.
    Jede Rolle, jedes Team, jede Phase verlangt etwas anderes – aber du bleibst die Konstante. Je besser du dich selbst kennst, desto besser kannst du führen.

Und heute?

Heute begleite ich Frauen in Führung, die ihren eigenen Stil finden wollen – ohne sich zu verbiegen.
Ich weiß, wie es sich anfühlt, überfordert zu sein, alles richtig machen zu wollen und dabei sich selbst zu verlieren.
Und ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn Führung plötzlich leicht wird, weil sie echt wird.